Orgelnachklang am 17. November
Der Orgelstil des französischen Barocks ist geprägt durch opernhafte
Elemente des Opernstils von Jean-Baptiste Lully (1632-1687), dem
Hofkomponisten Ludwig des XIV. Gemeint sind damit zum Beispiel
Ouverturenformen (langsam – schnell – langsam) oder solistische
Récits, also eine rezitativisch melodische Satzweise. Die Bevorzugung
dieses Stils verdrängte allmählich die stark polyphone Schreibweise
des „Vaters“ der klassischen französischen Orgelmusik Jean Titelouze
(1562/63-1633). Die goldene Epoche der französischen Orgelmusik
wurde durch Guillaume-Gabriel Nivers (ca. 1632-1714) durch sein
Premier Livre d’Orgue (1665) eingeläutet, die ihren Endpunkt im
Schaffen von Louis-Nicoals Clérambault (1676-1749) fand.
Clérambaults Vater war königlicher Hofviolinist. Somit wurde ihm als
Sohn eine musikalische Bildung zuteil. Er erhielt Unterricht in Violine,
Cembalo und Komposition. Nach seiner ersten kompositorischen
Veröffentlichung mit 13 Jahren wurde er Organist in Saint-Sulpice in
Paris. 1705 wurde er in den königlichen Dienst gestellt, organisierte
dort Konzerte und komponierte. Nach dem Ableben Ludwig des XIV.
zog er zurück nach Paris und unterrichtete in der königlichen
Einrichtung für Töchter des verarmten französischen Hochadels. Zu
den wichtigsten Veröffentlichungen Clérambaults zählen sein Livre de
Pièces de Clavecin, das Livre d’Orgue und die Cantates francoises (die
französische Kantate glich unter Clérambaults Feder einer Art Minioper
mit kleiner Besetzung, Thema war meistens griechische Mythologie).
Das 1710 veröffentlichte Livre d’Orgue beinhaltet zwei Suiten mit
diversen Sätzen. Abschluss der Suite du premier ton ist ein Dialogue
sur les grands jeux. Im Dialogue wechseln sich immer das Zungenpleno
und Récit ab. Mit Récit ist hier nicht das Schwellwerk, sondern eine
Solostimme gemeint, die auf jedem Manual gespielt werden kann.
Diese Solostimme wird auf einem anderen Manual mit einer
zurückhaltenderen Registrierung begleitet. Zum letzten
Orgelnachklang des Kirchenjahres erklingt der Dialogue aus der Suite
du premier ton von Louis-Nicolas Clérambault.