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Orgelnachklang am 26. Dezember

St. Peter Bous - Orgel
Datum:
26. Nov. 2024
Von:
Anika Rusch

Die ältesten überlieferten Fassungen des Liedes „Es ist ein Ros‘ 
entsprungen“ stammen aus dem Ende des 16. und dem Anfang des 17. 
Jahrhunderts. Die älteste abgeschlossene Handschrift liegt in der 
Trierer Stadtbibliothek. Sie ist auf Frater Conradus, einen Mönch der 
Kartause, zurückzuführen, der ab 1587 an einem Gebet- und 
Erbauungsbuch schrieb. Wegen Unregelmäßigkeiten in der Reihenfolge 
der Strophen, Fehlern im Metrum und Schreibfehlern wird vermutet, 
dass das Lied schon weitaus länger existiert haben muss.  Auch andere 
Handschriften aus Köln und Mainz weisen darauf hin, dass die Herkunft 
des Liedes der Trierische Raum ist und dass es sich um eine längere 
mündliche Tradition des Kirchenliedes handelt. Anders als heute besaß 
das Lied eine Vielzahl von Strophen. Bei den ersten zwei Strophen 
handelt es sich um ein Rätsellied (erst in der zweiten Strophe wird des 
Rätsels Lösung preisgegeben – Maria und/oder Jesus). Durch Assonanz 
und Reim werden die Strophen miteinander verbunden, sie bilden eine 
poetische Einheit. Bei den restlichen vielzähligen Strophen handelt es 
sich um ein Erzähllied, in dem die Themen Verkündigung, 
Heimsuchung, Geburt und Beschneidung Jesu, Eintreffen der Heiligen 
Drei Könige, Lobpreis und Gebet berührt werden. Aufgrund der 
unterschiedlichen textlichen Raffinessen wird davon ausgegangen, dass 
es sich bei den verschiedenen zwei Teilen um verschiedene Autoren 
handelt. Die uns bekannte Melodie stammt wohl aus dem 16. 
Jahrhundert. Ihre Form ist äußerst einfach und schlicht gehalten und 
folgt der Form Stollen-Stollen-Abgesang, eine im Mittelalter sehr 
gebräuchliche Form.  
Um die Klarheit und Schlichtheit zu durchbrechen, wird am Ende des 
A-Teils die Melodie rhythmisch gestaut und melodisch variiert. Die 
ausgewogene geschlossene Form und die kleinen Unterschiede in 
Rhythmik und Melodik lassen das Lied als so wohlklingend und schön 
erscheinen. Interessant ist noch die „reine“ Magd. Das Wort „rein“ ist 
das Äquivalent zu „jungfräulich“. Das Lied verweist hier einzig allein 
auf das bloße Mysterium um die Gottesmutter. 
Eine Diskussion über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer 
Jungfrauengeburt sollte nicht initiiert werden. Die „reine“ Geburt Jesu 
schafft um Maria selbst und ihren Sohn einen zusätzlichen, großen 
Heiligenschein. 
Am Tag des Orgelnachklangs erklingt „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ von 
Johannes Brahms (Op. 122, Nr. 8).